Presse Jahresversammlung 2017

Wasseramseln fliehen vor Schmutzwasser

Vogelschützer haben Anfang Jahr festgestellt, dass an der Lützelmurg in Aadorf die Wasseramseln verschwunden sind. Grund dafür ist eine Panne beim Abwasser.

Die Wasseramsel ist Vogel des Jahres 2017.

Die Wasseramsel ist Vogel des Jahres 2017. Bild: Natur und Vogelschutzvereins Aadorf
Kurt Lichtensteiger  

Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der tauchen kann. Wie jeder Vogel ist auch sie ein wichtiger Indikator für den Zustand der Biodiversität in ihrem Lebensraum. Ausgerechnet die Wasseramsel, deren Vorkommen an mindestens zwei Revieren an der Aadorfer Lützelmurg belegt ist, verschwand dort von einem Tag auf den andern. Und dies erst noch in der wichtigsten Zeit des Jahres – der Balz. Festgestellt hatten das plötzliche Verschwinden Anfang Jahr Aadorfer Vogelschützer. Was der Wasseramsel den Garaus gemacht hatte, wurde bald einmal zur Gewissheit, nämlich eine katastrophale Verschmutzung durch fehlgeleitetes Fäkalienwasser. Mehrere Tage lang lief Abwasser unverdünnt in den Bach. In der Nähe des Bahnhofs hatte sich ein Schachtdeckel aus Aluminium im Durchlass einer Hochwasserentlastung verkeilt. («Landbote» vom 6. Januar). Die nur in sauberem Wasser vorkommende Hauptnahrungsquelle der Wasseramsel, wie zum Beispiel die Köcherfliegenlarve, war in der Folge versiegt. Diese Vorkommnisse waren auch Gesprächsthema an der jüngsten Jahresversammlung des Natur- und Vogelschutzvereins Aadorf (NVVA). Dies nach einer Präsentation über den Vogel des Jahres 2017: die Wasseramsel.

Gesperrter Fussweg

Dass die Behörden schnell reagierten und sich ein spezialisiertes Unternehmen an die Sanierung der Lützelmurg machte, mag bei vielen Anwesenden zur Beruhigung der Gemüter beigetragen haben. Ebenso die Beobachtung, dass in der Zwischenzeit wieder ein balzendes Wasseramselpaar gesichtet worden ist und sich die Verschmutzung offenbar als weniger gravierend herausgestellt hat, als zunächst befürchtet. Sondermüll sei nicht angefallen, teilten die Behörden zudem mit.

Ob aber schon wieder genug Nahrung für eine erfolgreiche Brut vorhanden ist, lässt sich derzeit nicht schlüssig feststellen. Die umfangreichen Arbeiten im Abschnitt zwischen der Buchwiese und dem Unterdorf sind jedenfalls noch nicht abgeschlossen. Selbst für Fussgänger war der Spazierweg zeitweise gesperrt.

Exkursion geplant

Gleich an zwei Veranstaltungen steht die Wasseramsel beim Natur- und Vogelschutzverein Aadorf nun im Fokus: An der Auffahrts-Exkursion vom 25. Mai wird die sanierte Lützelmurg erkundet. Bis dahin soll sich zeigen, ob der Vogel zurückgekehrt ist und wieder in seinem angestammten Revier auf Futtersuche geht. Am 3. September bietet sich zudem die Gelegenheit, unter dem Titel «Gewässer im Siedlungsraum», den renaturierten Murg-Auen-Park zu besuchen, wo die Wasseramsel ebenfalls heimisch geworden sind.

Vereinsbeiträge erhöht

Vereinspräsident Andreas Bieri musste an der Versammlung des Weiteren eine Erhöhung des Mitgliederbeitrages beantragen, was in der Regel unpopulär ist. Er überzeugte seine Zuhörer aber mit den Worten: «Mit viel Freiwilligenarbeit erklären, fördern und schützen wir die Natur vor Ort. Das macht die Bevölkerung glücklich. Das alleine ist ein unbezahlbarer Mehrwert.» Eine Mitgliedschaft beim NVVA werde nicht teurer, sondern sei einfach mehr Wert. (Landbote)

Erstellt: 20.03.2017, 16:17 Uhr
http://www.landbote.ch/region/winterthur/wasseramseln-fliehen-vor-schmutzwasser/story/22925831

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert