Zeitung | Bericht EAZ und REGI die Neue – Mehr Leben im Rasen: Kleine Schritte, grosse Wirkung

Beitrag aus der EAZ und der REGI die Neue mit freundlicher Genehmigung durch die Redaktion.

Ein perfekt gepflegter Rasen sieht ordentlich aus, ist ökologisch jedoch weitgehend leblos. Durch eine naturnähere Pflege mit weniger Mähen, vielfältigen Pflanzenmischungen und gesundem Bodenmanagement lassen sich Grünflächen in artenreiche Lebensräume verwandeln.

Ein makellos kurz gemähter und gleichförmiger Rasen gilt vielerorts als Inbegriff gepflegter Gartenlandschaft, doch ökologisch gesehen ist er häufig eine tote Fläche: kaum Insekten, wenig Pflanzenvielfalt, ein verdichteter Boden und kaum biologisches Leben unter der Grasnarbe. Der klassische „englische Teppich“ im Garten liefert somit kaum einen ökologischen Mehrwert.
In der Schweiz dominieren Schnitt-, Düngungs- und Bewässerungspraktiken, die zwar optisch Wirkung zeigen, aber das natürliche Boden- und Pflanzensystem schwächen. Zudem zeigen Untersuchungen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, dass beim Lebenszyklus von Sport- und Grünflächen grosse Umweltbelastungen auftreten können, etwa durch Bau, Pflege und Rückbau.

Wie aus einer ökologisch leblosen Fläche eine blühende Grünzone wird
Ein Paradigmenwechsel in der Rasenpflege kann die Situation deutlich verbessern. Hier einige Massnahmen im Überblick:

  • Pflege- und Nutzungsstrategie überdenken
    Weniger häufiges Mähen trägt zu mehr Pflanzendiversität und Bodenruhe bei. Auch der Verzicht oder zumindest die Reduktion von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln verstärkt das Bodenleben und die Artenvielfalt.
  • Pflanzliche Vielfalt statt Einheitsgrün
    Die Umwandlung von Monokulturen hin zu Mischungen mit Gräsern, Wildblumen oder bodennahen Kräutern, zum Beispiel in Teilflächen oder als No-Mow-Zonen, bieten Nahrung und Rückzugsräume für Insekten und Bodenlebewesen. Schweizer Fachbetriebe weisen bereits auf solche Mischungen hin.
  • Bodengesundheit gezielt fördern
    Ein wichtiger Aspekt ist der Boden selbst: Regelmässiges Aerifizieren, Rücklassen von Grasschnitt als Mulch („Grasscycling“) und der Verzicht auf synthetische Dünger helfen, Mikroben, Wurzeln und Leben im Boden zu stärken.
  • Gestaltung der Grünfläche
    Damit die Fläche nicht als ungepflegt wahrgenommen wird, empfiehlt sich eine bewusste Gestaltung: etwa ein gemähter „Rahmen“, gebietsweise höhere Pflanzen oder Blumeninseln, sichtbare Übergänge zwischen Pflegezonen und extensiveren Bereichen.

Die Umwandlung eines ökologisch toten Rasens ist keineswegs Utopie, sondern mit wenigen Schritten realisierbar. In der Schweizer Gartenlandschaft eröffnet sich damit die Chance, Grünflächen in echten Lebensräumen zu verwandeln. Mit etwas weniger Perfektionismus und mehr Vielfalt entsteht ein Rasen, der nicht nur grün, sondern auch lebendig ist.

Blumenwiese im Siedlungsraum statt Einheitsgrün (Foto: BirdLife Schweiz)
Blumenwiese im Siedlungsraum statt Einheitsgrün (Foto: BirdLife Schweiz)

Patricia Good, Natur- und Vogelschutzverein Aadorf

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